Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 26. November 2012

Vom SCB in der Komfortzone und dem EHC Biel


Der SCB durchlebte gegen Biel ein durchzogenes Wochenende. Nach der freitäglichen 2:4 Schlappe, bereits der dritten in dieser Saison, startete man am Samstag zur obligaten Wiedergutmachung und demontierte die Seeländer auswärts gleich mit 2:8 Toren.

Der SCB durchlebte gegen Biel ein durchzogenes Wochenende. Nach der freitäglichen 2:4 Schlappe, bereits der dritten in dieser Saison, startete man am Samstag zur obligaten Widergutmachung und demontierte die Seeländer auswärts gleich mit 2:8 Toren.

Der Durchschnittliche ist in der Lage, mit Willen gut zu werden. Der Gute wird sehr gut und der sehr Gute überragend. Wenn jetzt der überragende Tavares nur gut spielt, ist er ein Schlufi weil zum Beispiel Caryl Neuenschwander am Limit seines Leistungsvermögens spielen muss, um überhaupt in die Aufstellung zu kommen. Die Psychologie ist wichtiger als Technik und Taktik und nur deshalb ist es möglich, dass der SCB gegen Biel immer wieder verliert.

Es geht um Einstellung, um den unbedingten Willen, an die 700 Abpraller heranzukommen, die der SCB gemäss «optischer Überlegenheit» eigentlich haben müsste. Mir ist es klar, dass man sich nicht immer am Optimum bewegen kann. Mir ist auch klar, dass das Glück auch eine Rolle spielt. Glück ist aber auch Lohn für den Tüchtigen. Gegen Biel erwarte ich vom SCB, dass er, gerade aufgrund der traurigen Statistik in den letzten Spielen, für seine Fans Vollgas gibt. Gut ist eben nicht gut genug gegen einen starken und leidenschaftlichen EHC Biel.

Wir haben hohe Ziele. Gerade deshalb werde ich nie aufhören zu Motzen. Erst wenn es darum geht, die Tränen zu trocknen, werde ich mich sanft und genügsam zeigen.

Wie wäre es wohl herausgekommen, wenn Langnaus Pascal Pelletier am vergangenen Dienstag im Derby seine zahlreichen Torchancen besser genutzt hätte und die Minimalisten aus der Hauptstadt mit einer Niederlage nach Hause geschickt worden wären? Überzeugend war der Auftritt des SCB in diesem Spiel ja nicht gewesen.

Wohl so, dass es jetzt eher erlaubt wäre, trotz dem erfreulichen 8:2 Sieg vom Samstag einige kritische Anmerkungen zu machen. So wie sich die Sache jetzt präsentiert, ist das eher ein schwieriges Unterfangen. Immerhin hat der SCB aus den letzten vier Spielen 9 Punkte geholt und das mit einem Gesamtscore von 16:8 Toren.



Trotzdem habe ich den Eindruck, dass wir uns zurzeit in einer Wohlfühlblase bewegen, in der es sich die Mannschaft mit 98% Leistung bequem einrichtet. Wir sind 5 Punkte über dem Strich und 11 Punkte hinter der Spitze. Nicht berauschend, aber auch nicht schlecht. Steigerungspotential ist aber vorhanden und muss eingefordert werden.

Neulich hat mir jemand geschrieben, wenn der SCB nur wolle, sei er dabei. Ich habe erwidert: «Nid we si wei, sondern we si müesse, wüus süsch Stunk git.»

Nur ja nicht die Komfortzone verlassen aber tunlichst besorgt sein, dass im Wohlfühlbecken SCB keine Unruhe aufkommt. Einfach so, «dass man sich keine dummen Kommentare anhören muss», wie es Martin Plüss in einem Onlinevideöli neulich so schön und treffend formuliert hat.

Der SCB brauche sich trotz der bereits dritten Saisonniederlage gegen Biel am Freitag keine Vorwürfe zu machen, konnte man lesen. Man habe doch hervorragend gespielt, habe optisch dominiert und sicher 700-mal auf Reto Berra geschossen, wurde argumentiert.

Schön, nur hätte es mir besser gefallen, wenn man gerade gegen Biel ein aktiveres Forechecking betrieben hätte und wenn man sich bequemt hätte, die Komfortzone zu verlassen um an die Abpraller heranzukommen. Schliesslich hätte man wissen sollen, dass Kevin Schläpfer die Bieler in diesem „Kravattenspiel“ hervorragend einstellt und dass es gerade gegen Reto Berra schwierig sein würde, aus der Komfortzone zum Torerfolg zu kommen.

Dass unser Torhüter in dieser Partie agierte, wie ein altes Löcherbecken und dass man für die Bieler in aller Demut auch noch gleich die Angriffsauslösungen für ihre Tore übernahm, zeigt in etwa, wie es um die Konzentration des SCB bestellt war. In diesem Sinne kann ich mich der Meinung, man brauche sich keine Vorwürfe zu machen, nicht anschliessen.

Gerade gegen Biel hätte ich erwartet, dass sich unsere Mannschaft für seine treuen Fans den Ehrenwertesten etwas mehr aufreisst. Stattdessen liessen sich selbst unsere NHL Buben von Tyler Seguin und Patrick Kane zu Feriengästen degradieren.

Aber man kann ja reagieren, wenn man das Messer am Hals spürt. Nur hasse ich diese ewigen Wiedergutmachungen allmählich. Wie wenn sich vertrödelte Punkte im Nachhinein noch korrigieren liessen.

Thomas Déruns hat mich auch fast zur Weissglut getrieben. Der brachte es am Freitag tatsächlich zustande, einem scheibenführenden Bieler Spieler quer über das ganze Spielfeld hinterher zu spazieren, ohne diesen auch nur ein bisschen gestört zu haben.

Bitte aufhören, die Spieler anhand der Gehaltsliste aufzustellen. Déruns scheint sich schon fast demonstrativ darauf zu beschränken, auf dem Eis die Linien auf Anttis Taktiktafel abzutrödeln. Mehr kommt da nicht, es reicht, dä isch ke Schuss Pulver wärt, warum auch immer. Ein Fall für den Sportpsychologen oder dann halt für die Abschussliste.

Man wird nicht darum herumkommen, sich den Transferflop des bisherigen neuen Jahrtausends einzugestehen und diesem Trauerspiel ein Ende zu setzen. Der ist doch nur noch auf der Aufstellung, weil man verzweifelt versucht, die bezahlte Ablösesumme irgendwie buchhalterisch zu amortisieren.

So gesehen ist es geradezu ein Jammer, dass man für Spieler wie Marc Reichert keinen Platz im Team mehr hatte. Gewiss, Reichert ist beim SCB an seiner defensiven Aufgabe etwas verödet. Er war aber durchaus torgefährlich und hat mit seiner Physis immer wieder Löcher aufgetan.

Nicklas Danielsson soll übrigens des Dopings überführt worden sein. Er wird aber wohl straffrei ausgehen, weil er sich nicht etwa mit Amphetaminen, sondern mit starken Schlaftabletten gedopt habe. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber Nicklas Danielsson ist für mich die grösste Enttäuschung seit Christian Berglund, von dem ich damals ebenfalls viel erwartet hatte. Da muss mehr kommen, viel mehr. Und das bitte bald.

Das Positive am Freitagsspiel war, dass man die Bieler zumindest müde spielen konnte, so dass sie am gewissermassen nicht mehr wussten, wo ihnen der Kopf steht.

Man kann glaube ich ohne Übertreibung sagen, dass die Bieler seit nunmehr 30 Jahren nie mehr so eine attraktive Mannschaft bestaunen durften, wie sie sich ihnen jetzt präsentiert. Kein Wunder also, dass die Zuschauer in Massen ins Stadion strömen, um Seguin, Kane und Konsorten zuzujubeln. Im Schnitt sollen ganze 20 Zuschauer mehr pro Partie den Weg ins Bieler Eisstadion finden, als noch in der letzten Saison. Eine wahrlich eindrückliche Zahl die sicher dazu führen wird, dass das Projekt «Stades de Bienne» endlich Rückenwind erhält. Spass beiseite, aber ein Zuschauerschnitt von lediglich 4944 Zuschauern bei einer derart attraktiv aufspielenden Mannschaft ist irgendwie schon sehr mager. Offensichtlich schreit man im Seeland, oder man schläft.

Die Schläfer sollten erwachen, denn die Perspektiven in Biel stehen eher auf Sturm. Ob Biels Lebensversicherung Reto Berra gehalten werden kann, darf bezweifelt werden und bislang haben erst lediglich 3 Verteidiger und sechs Stürmer einen Vertag für die nächste Saison.

«Der EHC Biel ist dabei und gehört doch nicht ganz dazu», schrieb der nicht für Polemik bekannte Daniel Germann in seinem Artikel in der NZZ am Sonntag. «Medial steht der EHC Biel im Schatten des SCB, der mit Getöse alles unter sich begräbt, was sich ihm in den Weg stellt. Biel fehlt der Bonus des Anachronistischen, aus dem etwa Ambri-Piotta seine Berechtigung schöpft. Er ist auch nicht ländlich sympathisch wie Langnau. Und ganz sicher verbringt niemand freiwillig die Weihnachtsfeiertage in Biel; wenn, dann fährt man nach Davos zum HCD.»

Trotzdem strebt der EHC Biel mittelfristig einen gesicherten Platz im Mittelfeld an. Noch ist man aber weit von der für dieses Unterfangen notwendigen finanziellen Potenz entfernt. Zurzeit ist es nur dank grosszügigen Zuschüssen von Verwaltungsräten möglich, das Budget ausgeglichen zu halten. Von einem allfälligen Umzug in das neue Stadion erhofft man sich Mehreinnahmen von 1.5 – 2 Millionen Franken. Ein sehr ehrgeiziges Ziel.

Nichtsdestotrotz darf man den Bielern hervorragende Arbeit attestieren. Nicht zuletzt dank Kevin Schläpfer, der das Eishockey lebt und verkörpert wie kaum ein zweiter, reitet man in Biel seit nunmehr 2 Jahren auf einer Erfolgswelle, die man so nicht erwarten durfte.

Trotzdem dürften sich der EHC Biel am derzeitigen Zenit des Möglichen befinden. Die Anhänger haben Lunte gerochen und ähnlich wie in Langnau besteht die Gefahr, dass sich die Ansprüche in Sphären steigern, die jenseits der Realität sind.

Vielleicht wäre es für Kevin Schläpfer daher der richtige Zeitpunkt, bei einer Organisation anzuheuern, in der er sich ausschliesslich um sportliche Belange zu kümmern hätte und wo er höheren sportlichen Ambitionen folgen könnte.

Gleichwertiger Ersatz für die beiden bereits abgesprungenen Verteidiger Thomas Wellinger und Clarence Kparghai dürften für die Bieler kaum zu verpflichten sein. Und ohne überragenden Torhüter dürfte der Krebsgang für nächste Saison vorprogrammiert sein.

Kevin Schläpfer wird aufpassen müssen, dass es ihm nicht ergeht wie John Fust in Langnau. Dieser entwickelt sich nämlich auf dem Forum der Tigers immer mehr zur Zielscheibe für herrliche Realsatire.

«Fust und seine Entourage wollen wohl um jeden Preis mit der Mistgabel aus dem Dorf geprügelt werden», oder; «wie schwer muss dieser Fust noch werden bis er nicht mehr tragbar ist. Glaube dem wächst eher eine Elvis-Locke und darum singen wir wieder munter: Wär nid gumpet isch ke Digger!!!» J

Item, die Geschichte des Samstagsspiels ist schnell erzählt. Wiedergutmachung wurde angestrebt. Der SCB spielte ähnlich wie am Vorabend, vielleicht etwas aggressiver, mit mehr Verkehr vom dem Tor und in der Defensive etwas achtsamer. Die Bieler, ich habe es angetönt, haben am Freitag ihr Pulver verschossen und hatten eigentlich nie eine Chance auf Punkte.

John Tavares ist es offensichtlich gut bekommen, dass er am Freitag von Tyler Seguin in den Schatten gestellt wurde. Eindrücklich, seine 6 Skorerpunkte in diesem Spiel. Durchaus bescheiden reichte er nach dem Spiel das Lob an seine Linienkollegen Byron Ritchie und Joel Vermin weiter.

Vermin sei ein grosser Schweizer Spieler und habe das Talent, um in der NHL zu spielen. Joel Vermin liegt übrigens mit + 14 an der Spitze der +/- Bilanz des SCB und ligaweit auf Position 6. Die Statistik wird angeführt von Raphael Diaz mit + 18.

Mit 5 Punkten aus den beiden Partien gegen die Seeländer wäre ich wohl zufrieden gewesen. 3 Punkte, es tut mir leid, sind gemessen an der momentanen Situation zu wenig.

Die nächsten Gegner heissen Ambri, (h) Kloten (h) und Fribourg. (a) Man wird aus diesen Partien mindestens 6 Punkte holen müssen, um in der Komfortzone zu bleiben.

Mittwoch, 21. November 2012

Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Stärke


Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) kommunizierte gestern in Bern ihre bestimmt gutgemeinten Empfehlungen. Aber der Beschluss der obersten Polizeifunktionäre trifft einmal mehr jene Fans, die in den Stadien der Super League und der National League A friedlich ihrer Leidenschaft frönen und dabei auf jegliche Gewalt verzichten.

Kennt ihr die Geschichte von Ozanien? Dort wird ein System auf eine Ideologie gestützt, die auf der Veränderlichkeit der Vergangenheit beruht. Es gibt dort ein Ministerium für Wahrheit, welches für die Verfälschung der Geschichte nach Parteilinie zuständig ist. Die Leute werden gelenkt und überwacht durch die Gedankenpolizei.

Georges Orwells Roman "1984" über die Zerstörung des Menschen durch eine perfekte Staatsmaschinerie ist längst zu einer scheinbar nicht mehr erklärungsbedürftigen Metapher für totalitäre Verhältnisse geworden.

Ihr müsst ihn lesen und ihr werdet merken, dass auch wir auf dem Weg sind. Auf dem Weg, alles aufzugeben, wofür unsere Väter einst in blutigen und verlustreichen Schlachten gekämpft haben. Die Freiheit des Individuums.

Auch bei uns leistet sie gute Arbeit, die Gesinnungspolizei. Die Kommentarspalten in den billigen Gratisportalen sind zwar zuweilen grenzwertig stupid, zeigen aber die ungeschminkte Gesinnung des Teils des Mainstreams, welche den Filter der Gesinnungspolizei passiert.

«Einsperren, ausschaffen, therapieren, Nulltoleranz, lebenslänglich.» In den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land der Freiheit und der Tapferen, fristeten 1980 500 000 Menschen ihr Dasein in einem der zahlreichen Gefangenenlagern. Mittlerweilen, ihr glaubt es kaum, sind es sage und schreibe 2 500 000. Erstmals in der Geschichte der USA befindet sich ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung im Gefängnis.

Jeder neunte schwarze Amerikaner im Alter zwischen 20 und 34 Jahren sei im Gefängnis, verweist die PEW-Studie auf jüngste Angaben des US-Justizministeriums. Bei weissen US-Bürgern dieser Altersgruppe befinde sich nur einer von 30 in Haft. Derzeit seien 13-mal so viele Männer im Gefängnis wie Frauen. Deren Zahl steige aber stetig.

Die Kosten für die 50 US-Bundesstaaten zum Unterhalt der Haft- und Justizvollzugsanstalten belaufen sich auf 49 Milliarden Dollar jährlich, heisst es in der Studie. Vor 20 Jahren hätten die Kosten nur 11 Milliarden Dollar betragen. Damit seien die Haftkosten sechsmal so stark gestiegen wie die Ausgaben für Bildung.

«Trotz der vielen Gelder für den Strafvollzug gibt es keine überzeugende Ergebnisse für die öffentliche Sicherheit», schreibt der PEW-Direktor Adam Gelb. Deshalb überlegten mehr und mehr Staaten, alternative - und vor allem billigere - Strafmassnahmen gegen Personen zu verhängen, die keine schweren Straftaten verübt haben. Viele Gefängnisinsassen seien heute wegen relativ harmloser Straftaten oder wegen der Verstösse gegen ihre Bewährungsauflagen wieder im Gefängnis.

«Das Ministerium für Wahrheit beherbergte, so erzählte man sich, dreitausend oberirdische Räume und eine entsprechende Anzahl unterirdischer Verästelungen. Über ganz London verstreut gebe es nur noch drei andere Bauwerke von ähnlichem Aussehen und Ausmass. Vor ihnen schrumpfte die Architektur ringsum so zwergenklein, dass man vom Dach der Victory Mietskaserne alle vier auf einmal sehen konnte. Sie bildeten den Sitz der vier Ministerien, unter die der gesamte Regierungsapparat aufgeteilt war: das Ministerium für Wahrheit, das sich mit dem Nachrichten-, Unterhaltungs- und Erziehungswesen sowie den schönen Künsten beschäftigte; das Ministerium für Frieden, das sich mit dem Krieg befasste; das Ministerium für Liebe, das Gesetz und Ordnung aufrechterhielt.»

Wir haben es also bei der Thematik, auf die ich hinauswill, abstrakter weise mit dem Ministerium für Wahrheit und dem Ministerium für Liebe zu tun.

Viele Empfehlungen der Schweizer Justiz- und Polizeidirektoren seien kaum praktikabel, ist von Nationalrat Christian Wasserfallen zu lesen. Ein Kombiticket oder ein Alkoholverbot in den Stadien löse keine Probleme und sei zum Papiertiger erkoren. Hingegen sei die ID-Kontrolle zwecks Abgleich mit der Hooligan-Datenbank „Hoogan“ sinnvoll. Am Eingang könne dies stichprobenartig ausgeführt werden. Erste Tests seien durchaus erfolgreich verlaufen.

Papiertiger nützen wenig gegen Hooligans und verursachen womöglich noch mehr Schwierigkeiten, meint Wasserfallen weiter. Echte Zusammenarbeit und ein konsequentes Handeln seien die beste Medizin gegen dieses unrühmliche Problem. Dazu gehörte auch, dass die Gewalttäter länger festgehalten werden könnten. «Wenn diese am Montag nämlich am Arbeitsplatz fehlen, tut es endlich richtig weh. Das Ziel muss nämlich immer heissen: Hooligans raus!»

Heute müssen Clubs Millionenbeträge aufwenden, um im Stadion für die Sicherheit zu sorgen. In der politischen Diskussion wird das kaum erwähnt. Auch nicht die Fortschritte, die durch diese Massnahmen bereits erzielt worden sind.

Verbietet man Leuten wie mir das wohlverdiente Bierchen beim Besuch eines Anlasses der Unterhaltungsindustrie, wird das dazu führen, dass ich solche Spiele zukünftig Zuhause vor dem TV verfolgen werde. «Hooligans raus?» J

Seit das Schweizer Stimmvolk am 17. Mai 2009 aus Angst vor Aufwänden betreffend ihren billigen Strandferien der Einführung eines Passes mit elektronisch gespeicherten biometrischen Daten zustimmte, scheint der Bann gebrochen. Momou, die Gedankenpolizei hat gut gearbeitet.

Selbst die Redefreiheit wird in unserem einst erzliberalen Staat zusehends eingeschränkt. Dabei sollte man die Leute reden lassen, egal welchen Blödsinn sie erzählen. Man muss sich mit dem Blödsinn befassen können, egal aus welcher Ecke er kommt.

Aber was steht so schön auf den Plakaten der Ozanischen Partei:


KRIEG IST FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE

Montag, 19. November 2012

Von kriselnden Tigers und beeindruckend minimalistischen Bären


Der SCB konnte seine Position im breiten Mittelfeld mit zwei Siegen gegen den HCD und gegen die SCL Tigers etwas festigen. Es wird aber weitere Fortschritte und Siege brauchen, wenn man die immer noch nahe Strichregion verlassen und sich definitiv nach vorne orientieren will.

«Wir hätten für das Spiel gegen den HCD 22 000 Tickets verkaufen können» sagte Marc Lüthi. Pro Match kämen in Bern ganze 800 Zuschauer mehr ins Stadion, als in der Vorsaison. Mit allen Vorteilen betreffend dem Absatz von Wurst, Bier und Fan Artikeln.

Das Geschehen auf dem Eis vermochte gegen den HCD aber den grossen Erwartungen der Zuschauer nicht standzuhalten. Zu harmlos, ja blutleer agierten die kriselnden Bündner.

Die hochgelobten NHL Stars Joe Thornton und Rick Nash musste man auf dem Spielfeld richtiggehend suchen und wer auf eine Reaktion der Bündner auf das schwache erste Drittel gewartet hatte, wurde enttäuscht.

Dafür produziert Joel Vermin immer öfter Ahs und Ohs bei den Zuschauern. Ich habe neulich irgendwo gelesen, Vermin blühe neben Byron Ritchie und John Tavares richtiggehend auf. Man könnte es auch umgekehrt sehen, oder zumindest eine gewisse Wechselwirkung attestieren. In Sachen Technik, Speed und Spielübersicht braucht sich der junge Vermin jedenfalls vor seinen Mentoren nicht zu verstecken.

Der SCB spielte durchaus gefällig. Die Chancenauswertung hielt aber höheren Ansprüchen nicht stand. Statt 1:0 hätte der Spielstand nach dem ersten Drittel 3:1 zugunsten des SCB lauten müssen. Gegen einen stärkeren Gegner wäre es durchaus möglich gewesen, dass man für die Nonchalance betreffend der mangelhaften Torausbeute hätte Tribut zollen müssen.

Immerhin kann man sagen, dass der 4:2 Sieg für den SCB hochverdient war. Das «krampfhafte Festhalten» am Trainer scheint sich also auszuzahlen.

Ich will ja kein Miesepeter sein, aber was kann ich dafür, wenn mich der SCB immer noch nicht restlos zu überzeugen vermag? Das Langnauspiel hat mich jedenfalls zuweilen die Stirne runzeln lassen. Unglaublich, dieses Trödeln.

Wie bereits gegen den HCD war auch das Spiel in Langnau sehr emotionsarm. Gewiss, es wäre an den kriselnden Tigers gelegen, zuhause Emotionen ins Spiel zu bringen und das hübsche Stadion zum Kochen zu bringen. Stattdessen hing der neue Videowürfel trist, fast wie eine rote Laterne über dem Spielfeld und die Tigers spielten geselligen Hudigäggeler, statt Hardrock.

Eigentlich könnte man in Langnau jetzt in Ruhe die Zukunft planen. Die finanziellen Löcher sind gestopft, die Infrastruktur steht und mit Köbi Kölliker wurde ein Mann geholt, welcher dem Langnauer Schattenkönig Michael Horisberger genehm ist und der über das erforderliche Fachwissen verfügt, um die Tigers mittelfristig auch sportlich in ruhigere Gewässer zu führen.

Wären da nur nicht die Nachwehen des, im Nachhinein betrachtet unsäglichen Greendays. Seit dem 22. Januar 2011, dem Tag an dem die SCL Tigers mit einem 2:3 Auswärtssieg in Rapperswil die erstmalige Playoff Qualifikation geschafft hatten, läuft nämlich sportlich gar nichts mehr. Würde man den sportlichen Werdegang der Tigers in einem Diagramm darstellen, würde die Kurve ab diesem Datum steil nach unten ins Bodenlose abfallen.

Dass man dann im Oktober 2011, als der sportliche Krebsgang bereits in vollem Gange war, ohne Not den Vertrag mit dem Trainergesellen John Fust um sage und schreibe 3 Jahre verlängert hatte, muss aus heutiger Sicht als Dummheit im Quadrat betrachtet werden, nahm man sich doch damit jegliche Handlungsfreiheit.

Aber nicht nur sportlich, sondern auch stimmungsmässig hat dieser Greenday in Langnau seine Spuren hinterlassen. Die zuweilen überschwängliche Stimmung in der altehrwürdigen Ilfishalle ist der gestiegenen Ansprüchen der Fans wegen unterdessen gewissermassen gewöhnlich geworden. Und wer hoffte, dass der Einzug in das neue Schmuckstücklein der Mannschaft Flügel verleihen würde, dürfte sich jetzt ungläubig und leicht konsterniert die Augen reiben.

Die Langnauer gehen einmal mehr schwierigen Zeiten entgegen. Die Playoffs sind in weite Ferne gerückt, es stehen schwierige Vertragsverhandlungen bevor, 14 (!) Verträge laufen aus und selbst der Fall in die Ligaqualifikation kann aufgrund der zuletzt desolaten Auftritte nicht mehr ausgeschlossen werden.

Item, eindrücklich war die schöne und würdige Stimmung rund um den tragischen Tod der Tigers Legende Wale Gerber. Wale war ein Fighter mit unbändigem Willen und daneben ein feiner Mensch. Einer, der mit seinem Charakter als Vorbild für so manchen jungen Spieler taugt. Schön, konnte man für einmal über die Clubbrille schauen und Wale den gebührenden Respekt zollen. Mich hat das sehr gefreut!

Das Spiel des SCB gegen die Langnauer war wie angetönt nicht der grosse Brüller. Ich konnte mich demnach nicht beherrschen und twitterte von «beeindruckendem Minimalismus.» Nicht dass man sich nicht bemühte, nein, man spielte diszipliniert und sogar durchaus lustvoll. Trotzdem blieb die Handbremse angezogen und man tat zu keiner Zeit mehr, als unbedingt nötig. «Wir gingen auf einem schmalen Grat, gewannen aber verdient», meinte Martin Plüss nach dem Spiel folgerichtig.

Die von mir im letzten Blog geforderten 6 Punkte hat man aber locker eingespielt. So gesehen müsste ich jetzt hochzufrieden sein. Bin ich aber nicht. J

Schliesslich wollen wir ja nicht nur einen kriselnden HCD und eine desolate rote Laterne schlagen, sondern wir wollen die Strichregion verlassen und uns in Richtung Spitze aufmachen. Und da wir zurzeit lediglich 3 Punkte vor den Bielern liegen, die ich eigentlich lieber irgendwo zusammen mit den Langnauern am Schwanz sehen würde, und der Abstand zur Spitze immer noch ganze 11 Punkte beträgt, wird man weiter gewinnen müssen.

So wie man gegen Langnau gespielt hat, wird es gegen Biel nicht gehen! Man wird die Komfortzone verlassen und Gas geben müssen. Können wir eigentlich auch noch hart und körperbetont spielen? Ich meine ausser Tristan Scherwey sieht man ja kaum jemals einen SCB Spieler, der einen Check anbringt. Auch vor dem eigenen Tor spielt man immer noch zu sanft. Vielleicht sollte man ein einstündiges Video zusammenstellen, auf dem man 120 mal das Meistertor des ZSC betrachten kann. Man muss einfach konsequenter aufräumen. Es kann nicht sein, dass Marco Bührer Strafen nehmen muss, weil er regelmässig im Torraum angegangen wird!

Schaut man sich das Gemurkse der letzten Jahre gegen die Bettler aus der grauen Stadt an, ist es am nächsten Wochenende der Zeit, eine Trendwende einzuleiten. Man muss die Bieler am Freitag nicht nur schlagen, sondern man muss sie gleichzeitig weichklopfen, um am Samstag in Biel nachzudoppeln.

«Es wird Zeit, den Seeländern endlich richtig zu zeigen, wer die Nummer 1 im Kanton ist», schreibt Marc Weber im Newsletter vom 19. November ganz in meinem Sinn.

Es gäbe noch viel zu fabulieren. Franco Collenberg, Martin Plüss, Byron Ritchie und Andreas Hänni, mit dem man endlich verlängern sollte und natürlich Thomas Déruns sind nur einige Namen und Themen, über die man sich auslassen könnte. Im Bestreben, keine unleserlichen Romane zu schreiben, höre ich aber hier auf, obwohl mich ein Einflüsterer schon fast mit Gewalt nötigt, etwas zum «Fehltransfer des neuen Jahrtausends» zu schreiben. Da uns dieser aber nicht davonlaufen wird, halte ich vorerst still. J

Bleibt noch die Frage, ob uns der schlaue Chris McSorley den Denis Hollenstein dereinst auch für teures Geld verschachern wird, wenn dieser in Genf den Zenit überschritten hat?

Mittwoch, 14. November 2012

Von Marc Márquez, Franco Collenberg und Wurst und Bier


Nachdem es unserer Nati erneut nicht gelungen ist, die Murkser aus der DEL zu bezwingen, musste sich auch der SCB gegen Liberec trotz einer 3:0 Führung mit einem Minisieg begnügen. Höchste Zeit, dass es mit Ligaspielen weitergeht. Den internationalen Turnieren fehlt es nämlich irgendwie am Format.

Habt ihr am Sonntag Marc Márquez gesehen? Man darf ohne Übertreibung sagen, dass Márquez gewissermassen der NHL Star unter den Moto 2 Fahrern ist. Es würde mich nicht überraschen, wenn der freche Teenager in der kommenden Saison auch in der Moto GP Klasse für Furore sorgen würde.

Unser Tom Lüthi kann da leider nicht mithalten. Übertragen auf das Eishockey würde Lüthi sein Dasein wohl als ewiges Talent bei den SCL Tigers fristen und über die Umstände, die Eisqualität und die Härte der Kufen lamentieren. Immer gäge Langnou, di elände Millionäre… L Oder er würde mit der Schweizer Nationalmannschaft einmal mehr gegen die Deutschen verlieren…

Mehr Eindruck macht mir da schon Dominique Aegerter. Dieser wurde am letzten Sonntag im GP von Valencia auf dem dritten Zwischenplatz liegend zwar vom „wahnsinnigen“ Marc Márquez mehr als grenzwertig attackiert. Nach dem Rennen meinte Aegerter aber, er habe sich zwar tödlich genervt ab dem rüpelhaften Spanier, aber da sehe man halt, wie man fahren müsse, wenn man Weltmeister werden wolle. Eine starke Aussage, würde ich meinen. Zumal Lüthi wohl immer noch am Flennen war, weil er sich im ersten Rennen der Saison von ebendiesem Márquez übertölpeln lassen musste.

Dabei ist es halt auf der Rennstrecke wie auf dem Eis: Ohne das Auge des Tigers und starke Ellenbogen gewinnt man keinen Blumentopf. Vollkaskomentalität funktioniert im Meer des Durchschnittes ganz gut. An der Spitze sind aber nebst feinem Talent auch andere Eigenschaften gefragt. Man muss auch einmal ein Arschloch sein können!

Vielleicht sollte sich auch der SCB gelegentlich etwas von Arschlöchern inspirieren lassen. Checks in offene Bandentüren müssen auch dem Checker weh tun und der eigene Torhüter, ich schreibe das nicht zu ersten Mal diese Saison, muss kompromisslos geschützt werden! In dieser Hinsicht sind wir entschieden zu brav!

«Wir haben in den letzten Spielen vor der Novemberpause eine Aufwärtstendenz gezeigt, die es ab Freitag im Heimspiel gegen den HCD und am Samstag im Auswärtsderby gegen die SCL Tigers zu bestätigen gilt», schrieb Sven Leuenberger im neusten SCB Newsletter.

Hoffentlich besinnt sich der SCB darauf, dass die Fans wieder einmal einen schnörkellosen Derbysieg zugute hätten. Wenn der SCB gegen die Rotlaternler aus Langnau mit positiv-arroganter Gewissheit, besser als der Gegner zu sein, gepaart mit dem unbedingten Willen, das Spiel unter allen Umständen zu gewinnen aufs Eis geht, dann wird er auch gewinnen!

Auch die Davoser müssen im Heimspiel am Freitag unter allen Umständen geschlagen werden. Es nicht an, dass der SCB mit dem Strich im Nacken „dasumenärvöselet“, ausgeglichene Liga hin oder her. Wer als einer der Favoriten in ein Rennen steigt, darf sich bei Rennhälfte nicht mit einem Platz im hinteren Mittelfeld begnügen. Da muss etwas passieren in den Köpfen der Spieler. Man muss dorthin WOLLEN, wo man hingehört. In diesem Sinne: 2 Siege am Wochenende wenn ich bitten darf. Wir brauchen die Punkte.

Hoffentlich löst sich dieses NHL Theater bald auf. Bleiben die Stars bis Saisonende, soll es mir Recht sein. Die momentane Unsicherheit führt bei mir aber dazu, dass ich die Meisterschaft nicht wirklich ernst nehmen kann. Bleiben sie, gehen sie? Einfach unsäglich, dieses Theater.

«Beim SCB scheint die Aufstellung gemacht, deshalb wäre es für mich wohl besser, weiterhin bei den Lakers zu spielen» sagte Franco Collenberg unlängst zu diesem Thema. Begreiflich, immerhin gehört Franco in Rapperswil zu den auffälligsten Verteidigern. Der Lohn ist Verantwortung und viel Eiszeit.

Ich will mich nicht darüber auslassen, wer warum und überhaupt. Fact ist, dass wir unter den momentanen Umständen zu viele ambitionierte Verteidiger haben. Da wir nicht in der NHL sind, müssen die Spieler spielen können. Ansonsten drohen «betriebliche Störungen.»

Die Situation von Franco Collenberg soll noch diese Woche geklärt werden. Ich bin gespannt, wie es in dieser Sache weitergeht.

Sollte die NHL ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, würde ich mir um den SCB keine Sorgen machen. Ich denke, das käme bei uns nach einer kurzen Murksphase gut. Die Auswärtsfanvergrämungsorganisation mit dem Nussknacker Gesicht an der Bande hätte wohl ein gröberes Problem und die Graustadtbettler mit den Ritalin Fans würden Zeter und Mordio schreien, wenn sie ihren Traum vom Meistertitel mit Playoutgekraue gegen Langnau oder Ambri tauschen müssten.

Erfreulich ist, dass Flurin Randegger wieder einsatzfähig ist. Er hat mir in den ersten Saisonspielen mit seinem Speed und seiner Torgefährlichkeit sehr gefallen, ja er hat mich sogar überrascht. Erwartet habe ich von ihm eigentlich relativ wenig. Umso erfreuter bin ich jetzt, dass er fast noch besser zu sein scheint, als Daniel Rubin.

Das Spielchen gegen die mit der zweiten Garde angetretenen Tschechen habe ich, ich gebe es zu, mit mässigem Interesse am TV verfolgt. Das Jammern über die lediglich 600 anwesenden Zuschauer steht mir also nicht zu. Mir ging es bei meinem Fernbleiben auch nicht darum, dass die Abos nicht gültig waren. Ich wäre so oder so nicht hingegangen, weil ich dem Spiel lediglich ambitionierten Testspielcharakter beimass.

Ich weiss, das ist übel. Warum es so ist, dass internationale Spiele dieser Art so wenig Interesse wecken, kann ich zurzeit nicht ausformulieren. Aber es ist tröstlich, dass es neben mir noch mindestens 12500 andere Rabenfans gibt, die ebenfalls keine Lust hatten.

Was nichts kostet ist nichts wert, wird gelegentlich gesagt. Aber wenn ein Anlass der Unterhaltungsindustrie nicht besucht wird, ist er entweder zu teuer, oder eben auch nichts wert. Vielleicht hätte man die Saisonabos gelten lassen sollen. Freie Platzwahl mit einer Begleitperson inbegriffen oder so. Ich bin beileibe kein gratis Geiz ist geil Schreier, aber mit Wurst und Bier hätte man wohl mehr verdienen können, als mit 600 Zuschauern in einer trostlosen Atmosphäre.

Vielleicht hätte man sich dann nach dem 3:0 auch nicht zurückgelehnt. Vielleicht wäre der Abend anders verlaufen und Tristan Scherwey und John Tavares hätten sich nicht verletzt. Ich weiss, völlig aus der Luft gegriffen, aber ich mag das. Vielleicht hätte ich doch nach Bern fahren sollen. Der Abend wäre bestimmt irgendwie anders gelaufen. Vielleicht vielleicht vielleicht. J

In diesem Sinne sollte ich am Freitag vielleicht zuhause bleiben. Aber wenn man dann verlieren sollte, hätte ich hinfahren sollen...

Spass beiseite: Ich fahre natürlich hin. Es wird Leute haben gegen Arnos Jünger. Vermutlich Full House.

Freuen wir uns! Bis dann...

Sonntag, 4. November 2012

Von Natispielern light, Beruhigungspillen und langen Schnäbis


Der SCB machte in den letzten Spielen zarte Anstalten, sich aus der drohenden Krise zu arbeiten. Die Hilfe „von oben“ scheint zu wirken und dem angeschlagenen Jungtrainer wurde der Rücken auf durchaus eindrückliche Weise gestärkt.

Was soll man jetzt sagen? 9 Punkte aus den Spielen gegen Rappi, Kloten, Fribourg, Zug und Genf habe ich erwartet, 9 Punkte hat es gegeben.

Daneben erwartete ich sichtbare Fortschritte. Zumindest 2 süsse Beruhigungspillen in Form von hervorragenden Leistungen gegen Fribourg und Zug haben wir erhalten. Leider reichte es gegen Genf nicht mehr ganz, die zuvor guten Leistungen zu bestätigen. Effizienz und Präzision fehlten, um die keineswegs zwingenden Genfer in Bedrängnis zu bringen. Hoffentlich kein Hinweis auf ein benzingenährtes Strohfeuer…

Irgendwie habe ich diese Saison ein gutes Händchen mit dem Toben. Immer wenn es mir in irgendeiner Sache rund um den SCB den Nuggi raushaut, folgt sogleich die Lösung, oder zumindest eine spürbare Besserung des Missstandes.

Hoffentlich ist das präsidiale Donnerwetter und das Mitternachtstraining, welches die Mannschaft zuletzt zu Höchstleistungen pushte, nicht bereits wieder verraucht. Der aufkommenden Polemik dürfte aber trotzdem vorerst mal der Riegel geschoben sein, auch wenn der Blick auf die Tabelle nach gespielten 20 Runden ohne Übertreibung schitter bis bewölkt ausfällt. Lediglich 9 Vollerfolge, 15 Punkte Rückstand auf die Spitze und lediglich 2 Punkte Vorsprung auf den Strich sind beileibe nicht das, was man vom SCB erwarten kann.

Antti Törmänen sei zu Unrecht in die Kritik geraten, sagte Marc Lüthi vor dem Spiel gegen Gottéron gegenüber SF DRS. Das Problem sei vielschichtig und nicht nur am Trainer festzumachen. Man habe sich letzte Saison für einen jungen Trainer entschieden und dieser habe etwas mehr Kredit verdient, als ein alter Hase, der das Geschäft bereits kenne.

Ein junger Trainer habe eine solche Krise noch nie erleben können und daher sei es ein Akt der Fairness, einem ausgewiesenen Fachmann wie Törmänen, der über die Gabe verfüge, ein Spiel sehr scharf zu analysieren, Kredit zu geben.

Man sei sich bewusst, dass ein junger Trainer noch nicht über alle Tools verfügen könne, um derartige Situationen zu meistern. Daher könne man einen solchen Trainer nicht beim ersten Gegenwind in Frage stellen.

Auf die Frage, wie lange man denn noch warten könne, meinte Lüthi sichtlich gelassen: «Im Moment kann man noch warten!»

Lüthi betonte weiter, dass die Zuschauer Anspruch auf interessante und spannende Spiele hätten. Und auf ein Team, das Vollgas gebe. Es gehe nicht nur um den Trainer, man habe den Lockout, welcher bewirke, dass die Teamhierarchie neu geboren werden müsse, man habe „dieses, eines und jenes“, und man sei noch nicht am Punkt, an dem man alles auf den Trainer reduzieren könne.

Auf die Frage was jetzt zu tun sei, betonte Lüthi die gute Unterstützung des Trainers durch den technischen Staff und er verlangte vom Team, sich an der Nase zu nehmen, sich auf den Job zu konzentrieren, gutes Eishockey zu spielen und dass jeder seine Qualitäten zugunsten des Teams ausspielen solle.

Dabei wirkte Lüthi auffällig gelassen und souverän. Fast hatte man den Eindruck, als wäre dieser Mann in der Lage, selbst den grössten Ökofundamentalisten Braunkohle und Erdöl als neue erneuerbare Energie und die geplanten Erdgaskraftwerke als Bergluftkatalysator zu verkaufen. Einfach wunderbar…

Trotzdem wurden zwischen den Zeilen Probleme angesprochen. Dem Trainer fehlen Tools, es gibt Hierarchieprobleme und „dieses, eines und jenes“, was immer das bedeutet. Aber man ist immer noch überzeugt, dass es mit dem jungen Trainer klappen kann. Demnach ist es auch richtig, wenn man sich jetzt vor ihn stellt.

Immerhin läuft der Zirkus Maximus zu Bern ja wie geschmiert, wenn man sich die aktuellen Zuschauerzahlen anschaut. 16210 Zuschauer, 800 mehr als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, was eine satte Steigerung von 5.2 Prozent ergibt. Momou, wenn die Sesselfurzer auf NHL Ergötzung hoffen dürfen, schrumpfen Tabelle und Siege zu Nebensächlichkeiten.

Das macht das Bloggen über den SCB nicht einfacher. Zuweilen kommt es mir fast so vor, als ginge es darum, den Wetterbericht des labilen Monats April zu kommentieren und darin einen roten Faden zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit mit dem einzigen Ausweg, auf den Muotathaler Wetterschmöcker Martin Horat zu verweisen.

«Gsänd ihr die Ampeisseni da? Diä sägit mir wi dr Winter chunnt. Verrecktä Chäib: Die händ Oberschänkel wine Skirennfahrerin.
Das heisst nur eis: Bi üs i der Schwiiz gits verreckt ä schöne Winter mit viu Schnee u viu Sunne!


Chömit zuenis, mir bisset erscht im Ostermonet.» J

Apropos Wetterschmöcker: Der SCB mache Bauerntransfers und verpflichte statt Spitzenkühen billige Durchschnitts- Rindviehdamen am laufenden Band, schreibt der Papst in seinem neusten Erguss. Dabei passt doch der neuste Transfercoup mit dem Natispieler light (keine Einsätze an internationalen Turnieren) Thomas Wellinger gut in die Reihe der letzten Verteidigertransfers. Reto Kobach, Philippe Rytz, Martin Stettler, Justin Krüger, Martin Höhener, Johann Morant und zuletzt Franco Collenberg heissen die Protagonisten dieser illustren Liste.

Ich weiss nicht was ich darüber denken soll. Dass Sven Leuenberger mit den potenten Steuerzahlern des Kantons Zürich nicht mithalten kann, verstehe ich gut. Und was ein richtig guter Verteidiger bringen müsste, um mich in Ekstase zu versetzten, können wir aktuell bei Mark Streit und Roman Josi beobachten. So gesehen bleibt uns nichts anderes übrig, als die Vertragsverlängerung mit Andreas Hänni anzuregen und die Akte Thomas Wellinger wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Durchschnittstransfer hin oder her.

Ihr seht, heute kommt nichts Schlaues zustande. Immerhin kann man sagen, dass es trotz den zahlreichen Verteidigertransfers in den letzten Jahren immer noch David Jobin, Philippe Furrer, Beat Gerber und Andreas Hänni sind, welche die Berner Verteidigerhierarchie anführen. Schade, hat man vor einem Jahr den Sebastian Schilt nicht verpflichtet. Schilt ist übrigens der Mocken, ab dem sich das Berner Publikum beim letzten Spiel gegen Gottéron so schön erhitzt hatte.

Da kommt mir gerade ein schöner Spruch in den Sinn, den Dieter Bohlen neulich zum Besten gab: «Zu allem ne Meinung, von nichts ne Ahnung!» J

In diesem Sinne wäre es vielleicht interessanter, sich so einen Apfel-Hämoriden (Apple-Android) Kommentarfaden zu Gemüte zu führen. Ich habe auch gerade einen angemessenen Kommentar dazu geschrieben:

«Mein Papi ist stärker und ich habe das längere Schnäbi.» J

Primitiv zwar, aber es bringt die Sache irgendwie auf den Punkt. Wahrheiten dieser Art dürften aber bei der Zensurpolitik von 20min durchfallen. J Einfach köstlich, was die Welt bewegt. Da sind wir doch geistig direkt abgehoben, mit unseren schönen zerredeten Hockey- Nebensächlichkeiten.

Habt Spass!