Der SCB schlittert ungebremst weiter und weiter in die
Krise. Nach den zwei Niederlagen des Wochenendes gegen Biel und Fribourg droht
man jetzt gar den Anschluss am Strich zu verlieren.
Will man beim SCB noch eine Chance haben, die Krise zu überwinden,
ist es unablässig, zuerst einmal den Ernst der Lage zu erfassen. Davon ist man
aber wie mir scheint immer noch meilenweit entfernt.
Wer das Gefühl hat, mit einem Arroganzbolzen aus der NHL an
der Bande komme man in der jetzigen Lage auf einen grünen Zweig, ist auf dem
Holzweg. Will man die Playouts jetzt noch abwenden, muss man in erster Linie
die Gemeinschaft beschwören, durchgreifen hätte man vor drei Monaten sollen.
Leider befand sich damals der SCB auf allen Ebenen im kollektiven Meisterblues.
Seit nunmehr einem Monat schreibe ich im Zusammenhang mit
dem SCB nur noch von einem Strichteam. Das macht überhaupt keinen Spass, denn
wer im Zirkus Maximus zweifelt, gilt als Verräter. Dabei spielt es überhaupt
keine Rolle, ob es sich um blosse Polemik, oder wie im jetzigen Fall um die
simple Beschreibung der Vorkommnisse handelt. Vorkommnisse, die jeder sehen
würde, wenn er sie sehen möchte.
Seit nunmehr 25 Meisterschaftsspielen und 10 Spielen der
European Trophy wird das Auf in der Kurve der natürlichen Leistungsschwankung
von Spiel zu Spiel als Fortschritt bezeichnet, um bereits in der nächsten
Partie einen neuen, weiteren Tiefpunkt hinnehmen zu müssen. Und auch jetzt, wo
man den Anschluss am Strich am verlieren ist, scheint man die Situation noch
nicht erfasst zu haben.
Wir sind kein Spitzenteam mehr, sondern eine Mannschaft, die
den Zenit längst überschritten hat. Die Leistungskultur liess man in der
Sommerpause verkümmern, ein Spielsystem, einen gemeinsamen Plan scheint nicht
mehr zu existieren und so etwas wie den Teamgeist einer verschworenen Einheit
ist auch nicht ersichtlich. Unser Spiel lebt eigentlich nur noch von den
Efforts des Captains und von Zufällen.
Ich habe nach der Natipause ein Minimum von 9 Punkten aus
den ersten fünf Spielen gefordert. In drei der fünf Spielen ging es gegen
direkte Gegner im Strichkampf. Heimspiele, wohlgemerkt. Der SCB hat in diesen
drei Partien gerade mal drei Punkte gewonnen. Einen gab es noch in den beiden
Auswärtsspielen gegen die Spitzenteams aus Fribourg und Kloten.
Fünf Spiele, 4 Punkte oder 0.8 Punkte pro Partie. Man hat 11
Tore oder 1.2 pro Partie geschossen und 16, oder 3.2 pro Partie erhalten. Man
ist also richtiggehend abgestürzt! Gegen wen, das frage ich mich, will man
überhaupt noch gewinnen?
Unser Torverhältnis steht mittlerweile bei -13, für die
Playoffqualifikation braucht es gewöhnlich 70 Punkte und ein positives
Torverhältnis. Der SCB hat jetzt 29 Punkte auf dem Konto, man braucht also noch
deren 41, oder 1.64 pro Partie. Dabei ist es im Strichkampf so, dass es, je
länger die Saison dauert, je schwieriger wird, zu Punkten zu kommen. Wer an
Weihnachten unter dem Strich ist, bleibt es gewöhnlich.
Die Entlassung von Antti Törmänen war, so bitter das ist,
unumgänglich. Eigentlich hätte ich meinem Bauchgefühl folgen sollen und bereits
nach 10 Spielen gebetsmühlenartig seine Entlassung propagieren sollen. Ausser
seinen stetigen Linienwechseln war von Antti nichts, aber auch gar nichts zu
sehen. Und als er dann am vergangenen Freitag einen Jungspieler auf die Tribüne
setzte, war bei mir der Zapfen draussen. Wenn das die Massnahme ist, die ein
Trainer nach 24 Spielen Müll als Zeichen aus dem Hut zaubert, ist er definitiv
reif für den Pluto.
Aber auch unsere sportliche Leitung scheint der Situation
nicht gewachsen zu sein. Rechnet man, verflucht noch mal, eigentlich mit dem
Abstieg, dass man mit dem zweitschlechtesten Torhüter um zwei Jahre verlängert
und der Abgang Ivo Rüthemanns auf Ende Saison immer noch nicht kommuniziert
hat? DIE MANNSCHAFT IST AM ÜBERALTERN, die Teamstruktur ist grenzwertig
suboptimal. Was gibt es da noch zu überlegen? Ich erwarte in dieser Sache jetzt
Entscheide. Auch das Traktandum Rubin muss bereinigt werden. Wenn er nicht
will, dann soll er, meinetwegen schon jetzt, gehen.
Daneben gilt es, jetzt einen Trainer zu verpflichten, der
mit dem vorhandenen Spielermaterial in kürzester Zeit eine verschworene Einheit
bilden kann. Einer, der mit den Eigenschaften des Strichkampfes und mit dem
Überlebenskampf der Mannschaft vertraut ist! In Bern hat weder der CEO, noch
der GM, die Mannschaft oder das Publikum eine Vorstellung, um was es ab jetzt
geht. Strichkampf ist psychologisch mit nichts zu vergleichen, das man in den
letzten Jahrzehnten in Bern erlebt hat. Da ist jetzt nur noch Dreck fressen,
knorzen und murksen, zitternde Stöcke zu Unzeiten, zweifelhafte Entscheide zu
Unzeiten und das Fehlen jeglicher positiven Emotionen angesagt. Playoffs,
Finale, Titel und dergleichen müssen aus den Köpfen verbannt werden!
Kommt mir nicht mit irgendeinem „Startrainer“, der diese
Gegebenheiten nicht kennt. Ansonsten ist uns nicht mehr zu helfen und es droht
gar der Abstieg!
Antti Törmänen danke ich, auch wenn er die Mannschaft als Trümmerfeld hinterlässt, für das Erreichte und wünsche ihm
für die Zukunft alles Gute! Nachfolgend noch die Verabschiedung von Antti an
Fans und Organisation:
«Natürlich ist die Enttäuschung im Moment sehr gross. Dabei
geht es einerseits um das sportliche Scheitern, aber auch für mich persönlich
ist es schwer. Denn mein Leben und jenes meiner Familie findet hier in Bern
statt. Wir fühlen uns hier sehr wohl und bestens aufgenommen in dieser Stadt.
Immer und überall habe ich Höflichkeit der Menschen empfunden, die mich in Bern
sehr zuvorkommend behandelt haben. In diesem Zusammenhang bereue ich, dass ich
es nicht geschafft habe, einigermassen Berndeutsch zu lernen, um mich auch mit
jenen gut verständigen zu können, die nicht Englisch sprechen.
Doch auch wenn es weh tut und jetzt sehr hart ist, es bleibt
mir nur ein grosses Dankeschön. Ein Dankeschön an alle. An den SCB, der mir die
Chance gegeben hat, nach Bern zu kommen und ein grosses Abenteuer zu erleben.
Die Zeit mit den Spielern, dem Management, einfach mit allen im Club und die
Fans werde ich als grossartig in Erinnerung behalten.
Wenn ich schon bei euch bin: Liebe Fans, eure Unterstützung
war schlicht unglaublich, besonders in wichtigen Momenten, der Mannschaft
gegenüber und auch für mich persönlich. Oft habt ihr bei mir Gänsehaut
verursacht!
Über allem steht im Rückblick natürlich der Meistertitel.
Das war ein Erfolg von allen im SCB. Es war eine Zusammenarbeit im gesamten
Club, in der vom Ersten bis zum Letzten alle gemeinsam für das grosse Ziel
gearbeitet und ihren Beitrag geleistet haben.
Last but not least möchte ich mich an dieser Stelle auch von
meinen Spielern verabschieden. Wir hatten eine sehr gute Beziehung zueinander,
und ich wünsche jedem einzelnen und allen zusammen alles Gute, viel Erfolg und
Glück im weiteren Verlauf ihrer Karriere.
Herzlich
Euer Antti Törmänen»