Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Samstag, 11. Oktober 2014

Prädikat ungenügend!

Nach zehn Spielen in der Meisterschaft und sechs Partien in der Champions League ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Wo steht der SCB im Vergleich zur Vorsaison und wie ist der Saisonstart zu werten?

Nach der missratenen letzten Saison gelobte man Besserung. Die Spiele der Abstiegsrunde wurden bereits unter dem Motto „Vorbereitungsspiele für die neue Saison“ absolviert. Durchaus sinnvoll, hatte man doch mit Guy Boucher einen vermeintlich tauglichen neuen Besen aus der NHL verpflichtet. Einen Lehrling zwar, aber immerhin aus der grossen, unfehlbaren NHL. Dieser musste Liga und Spieler kennenlernen, dass er in der neuen Saison nicht bei null würde beginnen müssen.

Die Mannschaft, so konnte man vernehmen, wurde soweit möglich nach den Wünschen des neuen Trainers umgebaut. Der solide und dankbare Geoff Kinrade wollte man trotz weiterlaufendem Vertrag auf den Pluto schiessen, was letztendlich nicht gelang. Immerhin wurde er ausgebotet und zuletzt nach Ambri ausgeliehen. Der in lichten Momenten immer noch geniale Travis Roche, dessen Vertrag ausgelaufen war, musste den SCB ebenfalls verlassen. Aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit nachvollziehbar, seine Spielerische Klasse ist aber kaum zu ersetzten. Schon gar nicht durch den neu verpflichteten, wie heisst er schon wieder, ähm Marc-André Gragnani.

In Anbetracht unserer katastrophalen Lotterverteidigung wäre es wohl besser, den geschassten Geoff Kinrade einzusetzen, aber lassen wir das.

Weiter wurde Bud Holloway mit viel Vorschusslorbeeren verpflichtet. Die letzten drei Jahre spielte Holloway bei Skelleftea in der schwedischen SHL und wurde zuletzt zweimal Meister. Dabei wurde der Kanadier 2012/13 mit 71 Punkten Topscorer und zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt.
Insgesamt buchte der 26-Jährige in 206 SHL-Spielen 68 Tore und 125 Assists. Der 1,85 Meter grosse und 71 Kilo schwere Stürmer gilt als Persönlichkeit mit Ausstrahlung und Leaderqualitäten.

Tönt gut, nur gesehen habe ich von diesen Qualitäten bis anhin gänzlich wenig. Gewiss, man sollte ihm noch etwas Zeit lassen. Aber dann muss da mehr kommen, viel mehr!

Chuck Kobasew, ein 32-jähriger Flügel mit reichlich NHL-Erfahrung, (645 Spiele, 218 Skorerpunkte) komplettiert das SCB- Ausländerkontingent. Sven Leuenberger beschreibt Kobasew als «sehr professionell, organisiert, schon fast pedantisch. Er ist ein Charakterspieler, der mit gutem Beispiel vorangeht.» Diese Einschätzung kann ich bis jetzt durchaus bestätigen. Auch Kobasew braucht noch etwas Zeit, vor allem um seine zuweilen blöden Strafen abzustellen. Aber dieser Spieler gefällt mir daneben durchaus.

Bleibt noch Byron Ritchie. Diesen, ich muss das so sagen, hätte ich aufgrund seiner Leistungen in der Vorsaison anstelle Kinrades auf den Pluto geschossen! Jetzt ist er noch da und zeigt, dass seine besten Jahre wohl vorbei sind. Er wurde zwar, aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen, unlängst zum neuen Monatscaptain ernannt. Aber für mich muss seine Zeit beim SCB spätestens nach dieser Saison abgelaufen sein!

Dieser Monatscaptain finde ich übrigens eine Dummheit sondergleichen. Das Amt des Captains ist von einem, im Team anerkannten informellen Führer zu bekleiden, nicht von einem Liebling des Trainers oder aus einer Laune heraus. So wie es gelaufen ist, hätte man das Amt nämlich genauso gut Eric Blum für die schönste Frisur des Teams verleihen können.

Apropos Eric Blum: Er müsste beim SCB Kreativität in den Spielaufbau bringen. Er tut das noch etwas holprig, aber lassen wir auch ihm noch etwas Zeit. Wie man beim SCB aber einen Spieler wie Thomas Rüfenacht verpflichten konnte, ist mir, es tut mir leid, schleierhaft! Die Qualität, im dümmsten Moment die oberdämlichsten Strafen zu holen, muss man aus einer Mannschaft ausmerzen, nicht einkaufen!

Bleibt noch die Position des Torhüters. Auch hier kann ich die Politik des SCB nur schwer verstehen. Marco Bührer spielt seit zwei Jahren unkonstant und flatterhaft. Hier wäre etwas mehr Mut angebracht! Dass man seinen Vertrag in der letzten Saison um zwei Jahre verlängerte und ihm einen neuen braven Sekundanten ohne Perspektiven zur Seite stellte, ist nur schwer zu verstehen! Ich hoffe schwer, dass man einen Plan hat, oder zumindest an einem arbeitet, damit der SCB in naher Zukunft wieder über einen Spitzentorhüter für höhere Aufgaben verfügt. Mit Marco Bührer, ich muss das so sagen, wird der SCB keinen Blumentopf mehr gewinnen, leider...

Befassen wir uns noch etwas mit dem Saisonstart: Für mich spielt der SCB flatterhaft, unkonstant, ohne erkennbares Konzept, harmlos im Angriff, löchrig in der Abwehr und ohne Perspektiven für höhere Ziele. Wir lösen mit unserer Spielart gewissermassen den EV Zug unter Doug Shedden ab. Die haben bekanntlich nichts gewonnen, obwohl sie sich jahrelang bemühten.

Der SCB agiert zwar mit viel Einsatz und es wird jeder angesprungen, der sich auf dem Eis bewegt. Durchaus kurzweilig zum Zuschauen und gut fürs Theater, wie die Spieler zuweilen auf dem Eis herumpurzeln. Aber bringt diese Konzeptlose und löchrige Spielart auch Erfolg? Ich fürchte nein. Die Leader werden dauernd überspielt, die hoffnungsvollen Nachwuchsspieler geschnitten und irgendwann wird diesem SCB, der jetzt schon zu wenig Punkte holt, die Luft ausgehen!

In die Champions League startete man mit dem Ziel, eine Runde weiter zu kommen. Wie bereits in der Vorsaison ist man jetzt sang und klanglos auf dem letzten Gruppenplatz ausgeschieden. Die Bilanz des SCB in der CHL ist mit 5 Punkten aus sechs Partien und einem Torverhältnis von 11:24 geradezu desaströs!

Auch in der Meisterschaft läuft es nicht wie erwünscht!

In der katastrophalen Vorsaison stand man nach zehn Runden mit einem ähnlichen Startprogramm bei 15 Punkten mit einem Torverhältnis von 29:29.

Jetzt, mit einem selbsternannten Offensivcoach stehen wir bei 16 Punkten und einem Torverhältnis von 31:31. Wie bereits in der Vorsaison lässt der SCB jegliche Eigenschaften vermissen, die auf eine erfolgreiche Saison hoffen lassen. In den wichtigen Disziplinen wie Box- und Powerplay sind wir am Schwanz der Liga, die Defensive ist inexistent und von einer fruchtbaren Offensive eines Offensivcoaches sind wir so weit entfernt, wie Marco Bührer dem Pluto.

Für mich verdient dieser Saisonstart das Prädikat ungenügend!

Solange die Unterhaltung mit dem Anspringen des Gegners und dem Herumgepurzel auf dem Eis einigermassen gut bleibt und die Heimspiele mehrheitlich gewonnen werden, dürfte einigermassen Ruhe herrschen. Ich fürchte aber mittelfristig Theater, grosses Theater.


Habt Spass und bis auf ein Andermal. J