Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 27. November 2016

Erfrischend und cool

Gerade als ich den SCB in meinem letzten Blog über den Klee lobte, ging es mit der wunderbaren Herbstform den Bach hinunter. Man gewann zwar noch, wie man eben gewinnt wenn es läuft, aber der Höhenflug endete dann doch.

Mit einer kolossalen 1:8 Niederlage gegen den EHC Kloten.

Henu, jede Serie hat einmal ein Ende, sagt man so schön. Es war Zeit wieder einmalzu verlieren. Schliesslich muss man in unserem Sport kämpfen und spielen, nicht fliegen, um zu gewinnen.

Gewissermassen ist jetzt wieder Normalität eingekehrt. Der SCB musste in den Partien gegen starke Davoser und Bieler hart kämpfen, um zu gewinnen. Gut so, Selbstläufer sind zwar angenehm, aber in einer ausgeglichenen Liga wenig realistisch. Zuletzt fiel es dem SCB deutlich schwerer, sich aus der Abwehrzone zu lösen. Und manchmal übertrieb man es gar, mit riskantem Passspiel in der eigenen Zone.

Vielleicht auch, weil man sich auf einen starken Torhüter verlassen kann. Und nicht zuletzt auch wegen gut eingestellten Gegnern, die dem SCB mit aggressivem Forechecking das Leben schwer machten. Trotzdem muss man im Aufbau das Risiko wieder etwas minimieren und zu einer gewissen Schnörkellosigkeit zurück finden, wenn es die Situation erfordert.

Daneben gibt es wenig zu klagen. Klappt es nicht mit dem Herausspielen von Toren, schiesst man sie halt mittels Ablenker wie gegen Biel. Oder man nutzt die individuelle Klasse wie bei Simon Bodenmanns Entscheidungstreffer in der Verlängerung gegen den HCD, welcher auf Tempo, feiner Schusstechnik und Kaltblütigkeit basierte.

Der SCB agiert variantenreich und es wird hart gearbeitet. Das gefällt mir.

Aber nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis wird zurzeit hart und erfolgreich gearbeitet. Der überraschende Zuzug von Calle Andersson zum Beispiel ist tolle Arbeit. Gerade an der gegnerischen Blauen Linie hat mir der Schwede bei seinem Einstand einen hervorragenden Eindruck gemacht. Gutes Auge, präzise Pässe und smartes Spiel. Gefällt mir. Zum Glück ist er nicht Schweizer, sonst würde er wohl als Weichei verschrien, nach seinem Abbruch in Nordamerika.

Was ist eigentlich mit Martin Plüss los, dass er noch nicht verlängert hat? Ich meine er ist immer noch ein absoluter Topspieler beim SCB. Und gerade unter Jalonen kommt er mit seinem Spiel wieder deutlich besser zur Geltung als noch  in der letzten Saison. Ich kann bei ihm jedenfalls keinen Leistungsabbruch erkennen, welcher einen altersbedingten Rücktritt rechtfertigen würde. Knausert der Boss mit dem Loh, oder will er einen Vertrag über mehr als eine Saison?

Und David Jobin? Verteidiger die man nicht sieht sind gut und wertvoll. Auch mit ihm kann man aus meiner Sicht verlängern.

Zuletzt möchte ich noch eine Lanze brechen. Für Dino Kessler. Er macht seinen Job beim Blick aus meiner Sicht hervorragend, greift gute Themen auf, bezieht Stellung und sein Auftritt in seinem Videoblog ist erfrischend und cool. Wie der SCB. Das leidige Ausblenden von strittigen Szenen auf den Vidoewürfeln ist wie es aussieht vom Tisch.

Auch Dinos Verdienst.

Sonntag, 13. November 2016

Ein hockeytechnischer Festschmaus

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich einen Blog mit dem Titel «Von geraubter Kreativität» geschrieben. Er stammt aus jener Zeit, als das gefühlte Spielsystem des SCB nur aus zwei Richtungen bestand. Vorwärts und rückwärts.

Es ging darum, die Scheibe irgendwie über die blaue Linie zu murksen und dann, egal aus welcher Position, auf Teufel komm raus aufs Tor zu ballern. Von dort sollte sie dann, welch geniale Taktik, einem dort postierten Spieler vor die Schaufel springen, damit dieser sie dann nur noch ins Tor zu munen bräuchte.

Was ich hier so lapidar zu schildern versuche, war in etwa das „Spiel“, welches der SCB dem Zuschauer während fast zwei Jahren servierte. Das Spiel, welches mir das Eishockey allmählich zum Verleiden machte.

Das Resultat, wir wissen es noch, waren grandiose und brotlose Siege im Spiel um die Schussstatistik. Punkte, auch das ist eine alte Weisheit, gibt es dafür allerdings keine.

Lars Leuenberger gelang es, das ausgetrocknete spielerische Pflänzchen durch gelöste Zügel wieder zum Blühen zu bringen und Kari Jalonen hat es in wenigen Wochen geschafft, den SCB in allen spielerischen Dimensionen in neue, lange nicht gesehenen Sphären zu hieven.

Nur der Verletzungshexe zu Saisonbeginn ist es zuzuschreiben, dass zu Beginn noch nicht alle realisiert haben, dass der SCB schon ab dem ersten Saisonspiel mit Tempo und Spielwitz agierte, wie man es gewöhnlich nur vom HCD an heiteren Abenden zu sehen bekommt. Das Spiel des SCB erinnert in bester Manier an Klaus Zauggs Chinesischer Armee. Stoisch und gnadenlos wird Angriff um Angriff gefahren bis der Gegner irgendeinmal, weichgekämpft und überfordert vom Tempo die Konzentration verliert und einbricht.

«Diese Saison dürfte für mich eine schwierige werden. Mir graut vor langweiligen Pflichtsiegen, vor solider Abwehr, starken Goalieparaden, Ausländern, welche die Erwartungen erfüllen, gesicherter Tabellenlage und fehlendem Meisterblues. Schlecht fürs Theater, ganz schlecht!
Macht euch auf die langweiligste SCB-Qualifikation des dritten Jahrtausends gefasst, liebe SCB Fans. Eine Qualifikation, in der man zwischendurch Luft nach oben spürt, aber immer gut genug sein wird, um den Schreiberlingen das grosse Theater zu vermiesen.»

Diese Zeilen zitieren meine Saisonprognose, in welcher ich jeweils meine Erwartungen an die neue Saison und an den SCB formuliere. Was das Theater betrifft lag ich wenig erstaunlich richtig. Spielerisch ist es aber so, dass der SCB meine Erwartungen bei weitem übertrifft.

Für mich sind die Darbietungen des SCB nämlich Hockeykost von erhabener Güte. Die Zahl der schnellen Gegenangriffe, der wunderschönen Pässe auf aufrückende Mitspieler über das halbe Spielfeld und die wunderschön herausgespielten Tore übertreffen in einem Spiel die Summe der gleichen Aktionen einer ganzen Spielzeit der letzten zwei Jahre. Es ist ein wahrer Genuss, dem SCB zuzuschauen. Ein hockeytechnischer Festschmaus nach dem anderen.

Und es wird nicht etwa Schönspielerei betrieben. Intensität, Härte und Einsatz stimmen. Und es fällt keiner ab. Jeder spielt seine Rolle mit viel Enthusiasmus und Spielfreude. SCB-Herz, was willst du mehr?

Und die Statistik?

Leonardo Genoni führt die Statistik der Torhüter mit einer Fangquote von fabelhaften 93.78% an. Wer vermisst noch, wie hiess er doch gleich, Marco Bührer?

Mark Arcobello scort 1.25 Punkte pro Spiel und steht in der +/- Statistik bei +16. Conacher war gut, aber vermisst ihn noch jemand?

Der SCB hat in den vergangenen Partien 61 Tore, also 3.05 pro Partie geschossen. Ein guter Wert mit noch etwas Luft nach oben. Erhalten hat man 42 Tore oder 2.1 pro Partie. Ein Spitzenwert.

Und Punkte hat man bereits 42 auf dem Konto. 2.1 Punkt pro Spiel. Fährt man so weiter, gewinnt man die Qualifikation. Und, fast tönt es töricht, wir haben noch Luft nach oben! Schauen wir wie es weitergeht.

Aber Stand heute bin ich, wie ihr feststellen könnt, für einmal restlos zufrieden. J