Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 12. Februar 2017

Von Wohlstandsverwahrlosung und komfortabler Tabellenlage

Wunderbar, dieser schon fast vorfrühlingshafte Sonntag, gekrönt mit der Goldmedaille von Beat Feuz in einer grossen, spektakulären Weltsportart.

Es ist eben Bullshit im Quadrat, wenn immer lamentiert wird, unseren Sportlern fehle es an Nervenstärke, Leidensbereitschaft, Killerinstinkt und dem absoluten Willen, um Spitzenresultate zu erzielen. Trotz Dario Cologna, Fabian Cancellara, Roger Federer, Nino Schurter und wie sie alle heissen, hört man dieses Märchen immer wieder. Gerade im Zusammenhang mit der Hockeynati.

Gewiss, meine Aufzählung beinhaltet alles Einzelsportler, was bei näherer Betrachtung kein Zufall ist. Die Schweiz, das wird immer wieder verkannt, ist ein guter Hafen für Extraklasse auf allen Ebenen. Was uns schwächt ist einzig die Grösse, und damit die mathematische Wahrscheinlichkeit auf Talente der Extraklasse. Deshalb ist es einfacher, als Supertalent in einer Einzelsportart zu reüssieren, als in einem Team von 30 Leuten, bei dem die Dichte an Klasse aufgrund der kleineren Auswahl kleiner ist, als bei den Grossen aus Russland, Kanada, Schweden und den USA. Daneben kommt noch dazu, dass der Stellenwert der einzelnen Sportarten in den verschiedenen Ländern unterschiedlich ist. Eishockey zum Beispiel ist in der Schweiz nicht die Sportart Nummer 1.

Wer meine Saisonprognose gelesen hat, kann sich vielleicht noch wage erinnern, was ich damals geschrieben habe: «Macht euch auf die langweiligste SCB-Qualifikation des dritten Jahrtausends gefasst, liebe SCB Fans. Eine Qualifikation, in der man zwischendurch Luft nach oben spürt, aber immer gut genug sein wird, um den Schreiberlingen das grosse Theater zu vermiesen. Die Abwehr wird nur noch 120 Tore zulassen, nicht mehr 162 wie in der Vorsaison und bei der Torproduktion wird man die 152 aus der letzten Saison mindestens halten können.»

In etwa so präsentiert sich jetzt auch die Lage nach 44 Spielen. 137 Tore oder 3.1 pro Spiel erzielt. Platz 4 in dieser Disziplin. Hier haben wir noch etwas Luft nach oben. Bei den erhaltenen Toren stehen wir bei 102 oder 2.31. Ein befriedigender Wert mit Luft nach oben. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass es bei den Gegentoren ein paar Ausreisser nach oben gab. In dieser Disziplin stehen wir zusammen mit den Lions und Zug an der Spitze der Tabelle.

Bei der wichtigsten Disziplin, den Punkten, stehen wir mit dem hervorragenden Wert von 92 oder 2.09 Punkten pro Spiel an der Tabellenspitze.

Wo steht unser SCB also aktuell?

Ich würde meinen in etwa dort, wo wir in den Jahren unter John Van Boxmeer schon öfters standen. Eine problemlose Qualifikation mit einer eindrücklichen und sehr gefälligen Phase im Frühwinter. Danach die Einkehr einer gewissen Wohlstandsverwahrlosung, in der das letzte Quäntchen Bereitschaft zum Schmerz aufgrund der komfortablen Tabellenlage Einzug hielt. Wer will es den Spielern verübeln?

Wie sich die Sache entwickelt werden wir nicht nächste Woche, nicht in den letzten Qualifikationsspielen sehen. Nein, erst ab dem 4. März, wenn die Playoffs beginnen, werden wir sehen, ob die guten Eigenschaften, welche in der Mannschaft stecken, abgerufen werden können. Die Eigenschaften, welche uns im letzten Frühling den Titel gebracht haben. Den unbändigen Willen, gepaart mit Kaltblütigkeit und Spielfreude. Ohne Berechnung Vollgas. Schwierig nach Monaten in der Komfortzone.

Ich sehe zwei Punkte, die Grund zur Zuversicht geben. Leonardo Genoni. Keiner der möglichen Viertelfinalgegner verfügt über einen so ausgeglichenen und starken Schlussmann wie der SCB. Leo könnte dem SCB die Angewöhnungszeit verschaffen, um nach einer bequemen Quali die Betriebstemperatur für die Playoffs noch rechtzeitig zu erreichen.

Den zweiten Grund sehe ich in der Lage am Strich. Die Situation, sorry nach Langnau, scheint mir einigermassen klar zu sein. Es dürfte dieses Jahr kein Team geben, welche die Playoffs im Schlussspurt in Extremis noch schafft und dann vollgetankt mit Euphorie zum grossen Favoritenschreck mutiert.

So gesehen blicke ich, wie in dieser Saison üblich, einigermassen entspannt auf die Dinge, die da kommen werden.